Widmung: AOK Bayern (Gespräch mit einem leitenden Mitarbeiter)

1) Anlass & Kontext

Auslöser ist ein aktuelles Telefonat mit der AOK Bayern: Das MDK-Gutachten vom 04.04.2017 ist laut AOK-Akten nicht mehr auffindbar. Für mich ist das kein Einzelfall, sondern ein Hinweis auf fehlende Nachvollziehbarkeit und Prozessqualität.

„Ich habe eine gesicherte PTED-Diagnose. Was fehlt, ist nicht die Diagnose – es fehlt dem System der Wille und die Struktur, sie sichtbar zu machen.“

2) PTED – gesichert, aber statistisch unsichtbar

PTED (Posttraumatische Verbitterungsstörung) ist seit meinem stationären Aufenthalt 2022 in der kbo-Klinik klinisch gesichert. Die Diagnostik erfolgte gründlich und unter Einbezug vorhandener Befunde. Kernaussage der Psychologin Adler:

„Herr Aigner, Sie haben keine posttraumatische Belastungsstörung – Sie haben eine posttraumatische Verbitterungsstörung.“

Problem: PTED hat bislang keinen eigenen, breit etablierten ICD-Schlüssel. In der Praxis wird es häufig unter ICD-10 F43.8 („Sonstige Reaktionen auf schwere Belastung“) bzw. in ICD-11 6B4Y („Other specified stress-related disorders“) subsumiert. Folge: PTED bleibt in Statistiken unsichtbar.

3) AOK Bayern als Beispiel

Im Telefonat mit der AOK Bayern zeigte sich: PTED war dort 2025 nicht bekannt. Das verweist auf blinde Flecken bei Weiterbildung und Qualitätsentwicklung. Wenn eine relevante Störung nicht erkannt oder abgebildet wird, bleibt sie – auch versorgungstechnisch – unbehandelt.

Nicht auffindbare Gutachten sind mehr als ein Missgeschick: Sie sind ein Prozessfehler. Sie untergraben Nachvollziehbarkeit, schwächen Vertrauen und öffnen Willkür Tür und Tor.

4) Vom Einzelfall zur Systemfrage

Ohne klare Abbildung von PTED gibt es keine belastbaren Zahlen. Ohne Zahlen keine Steuerung – und ohne Steuerung keine Verbesserung. Das System erzeugt Unsichtbarkeit und reproduziert Leid. Aus Sicht moderner Organisationsentwicklung brauchen wir radikale Vereinfachung, klare Verantwortlichkeiten und eine Kultur der Aufrichtigkeit.

5) Forderungen

  • Erfassung: PTED in Abrechnung/Statistik eindeutig abbilden (z. B. Unterkategorie oder Zusatzkode).
  • Qualifizierung: Pflichtschulungen für Leistungsträger und MD (Definition, Differenzialdiagnostik, Versorgungspfade).
  • Versorgung: Zugang zu fachspezifischer Diagnostik/Therapie (inkl. ME/CFS-Schnittstellen) verbindlich regeln.

6) Timeline (Auszug)

  • 04.04.2017: MDK-Gutachten (in AOK-Akten nicht mehr vorhanden).
  • 2022: Stationäre Diagnostik kbo-Klinik; PTED gesichert.
  • 09.09.2025: Telefonat mit AOK Bayern; PTED dort nicht bekannt.

Schlusswort

Mein Anliegen ist Aufrichtigkeit: Erkennt, was ist – und bildet es ab. Wer PTED nicht sehen will, kann es nicht verbessern. Ich widme diesen Beitrag der AOK Bayern in der Hoffnung, dass aus einem belastenden Telefonat ein Anfang für mehr Kenntnis, Qualität und weniger Leid wird.

„Transparenz heilt nicht alles. Aber Intransparenz heilt gar nichts.“

FA, 11.09.2025